Das Coronavirus und worüber ich mich wundere

Warum mich das Coronavirus zum Wundern bringt

Das Coronavirus bringt mich zum Wundern. Ich wundere mich, was alles möglich ist. Wie ein kleines Virus die Welt in Panik versetzen kann und wie ein demokratisches Land wie Österreich – aber auch viele andere Länder – derart drastische Notfallmaßnahmen ausrufen, ohne einen Aufstand in der Bevölkerung zu provozieren. Ja, nicht einmal aus der Wirtschaft kommt Widerstand. Das finde ich wirklich erstaunlich.

Ich habe mich auch 2008 gewundert, wie viel Geld plötzlich für Bankenrettung da war, nachdem es sonst angeblich an allen Ecken und Enden an Geld fehlte. Zum Beispiel könnte man um die Summe, die für Bankenrettung ausgegeben wurde, die gesamte Weltbevölkerung mit sauberem Wasser versorgen. Aber die Tatsache, dass für die Banken das Geld da war, für das Wasser nicht, erklärte ich mir damit, dass Banken und deren Gläubiger eben eine größere Lobby haben als arme, Not leidende Menschen.

Wie wichtig ist Gesundheit?

Doch diesmal geht es nicht um Banken, sondern um unsere Gesundheit. Und das verwundert mich umso mehr. Denn normalerweise siegt bei der Abwägung gesundheitlicher Interessen der Bevölkerung und wirtschaftlicher Interessen von Unternehmen letzteres. Oder zumindest ist es ein sehr mühsamer Prozess. Man denke etwa an Glyphosat, an die Atomkraftwerke an unseren Grenzen, die auch 34 Jahre nach Tschernobyl noch nicht abgeschaltet sind, das jahrelange Hin und Her beim Rauchverbot in der Gastronomie, an das mühsame Tauziehen um die Einführung eines Ampelsystems bei der Nahrungsmittelkennzeichnung oder an den Aufschrei, den es gibt, wenn jemand vorschlägt, in Kantinen einen (!) fleischfreien Tag einzuführen oder gesundheitsschädliche Transfette zu verbieten.

Ich kann noch nicht beurteilen, wie gefährlich das Coronavirus ist und ob die drastischen Maßnahmen zielführend und verhältnismäßig sind. Aber unabhängig davon wundere ich mich, dass es möglich ist, innerhalb weniger Tage einen Notstand auszurufen und nicht nur das Bildungssystem, sondern das gesamte wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben Österreichs und anderer Länder fast komplett lahm zu legen. Selbst um den Preis, dass möglicherweise zahlreiche Betriebe und Haushalte dabei wirtschaftlich bankrottgehen, vor allem, wenn dieser Notstand über Monate andauern sollte, was derzeit noch nicht absehbar ist.

Warum wird ausgerechnet beim Coronavirus so ein Aufwand betrieben?

Nach allem, was bekannt ist, handelt es sich beim Coronavirus nicht um die schwarze Pest, die im Mittelalter ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausgerottet hat und auch nicht um die Spanische Grippe, die mehr Todesopfer forderte als in den Jahren davor der erste Weltkrieg. Vielmehr scheint es so zu sein, dass die meisten Menschen, vor allem jüngere und gesunde, keine bis nur leichte Symptome haben, die Krankheit bei ihnen also viel harmloser verläuft als z.B. die Influenza. Natürlich gibt es Risikogruppen, die wirklich gefährdet sind. Menschen, die alt oder schwach sind, Vorerkrankungen haben und deren Immunsystem etwa durch Chemotherapie oder Cortison geschwächt ist. Für diese Menschen ist allerdings JEDER Infekt gefährlich. Und deshalb wundert es mich, wieso ausgerechnet beim Coronavirus so ein immenser Aufwand betrieben wird, um diese Menschen zu schützen, bei anderen Infektionskrankheiten aber nicht.

Denn wenn nicht gerade das Coronavirus umgeht, sondern „nur“ die üblichen, für geschwächte Menschen aber nicht minder gefährlichen Bazillen, gehen reihenweise kranke Menschen zur Arbeit, auf die Uni oder Fachhochschule oder auch zu Freizeitveranstaltungen. Und Eltern schicken ihre Kinder krank in die Schule oder in den Kindergarten. Zum einen, weil es fast schon zum guten Ton gehört, unabkömmlich zu sein und Menschen damit ihre eigene Wichtigkeit unterstreichen, zum anderen aus Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes, weil die Pflegefreistellung bereits ausgeschöpft ist oder auf Arbeitnehmer Druck ausgeübt wird, diesen nicht in Anspruch zu nehmen. Und Selbstständige, weil es für sie einen Einkommensverlust bedeutet, krank zu sein.

Sinnvolle Maßnahmen, die bei jeder Grippewelle getroffen werden sollten

Und so wird es schon als ganz normal angesehen, dass es jedes Jahr eine Grippeepidemie gibt, an der allein in Österreich Hunderte bis Tausende Menschen jährlich sterben. Wenn nur ein Bruchteil der Maßnahmen, die jetzt gesetzt wurden, immer eingehalten würden, könnte man sicher viele Menschen vor einer Ansteckung bewahren und einige Leben retten:

Wenn jeder, der Symptome einer ansteckenden Krankheit hat, zu Hause bleibt und soziale Kontakte meidet. Ohne dass auf ihn Druck ausgeübt wird und er fürchten muss, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Wenn sich andere Grußgesten durchsetzen als das Händeschütteln, z.B. der indische Gruß Namasté, bei dem die Hände vor der Brust gefaltet werden.

Wenn alle in die Armbeuge husten und niesen statt in die Hand.

Alle Gesunden könnten aber natürlich ihrer normalen Tagesbeschäftigung nachgehen.

Die Bedeutung des Coronavirus ist relativ

Wenn man sich weltweit die Statistiken der Infektionskrankheiten ansieht, relativiert sich die Bedeutung des Coronavirus schnell. An behandelbaren Krankheiten wie der Malaria oder der Tuberkulose sterben wesentlich mehr Menschen. Dabei ließe sich die Malaria ziemlich einfach eindämmen durch die Verteilung von Moskitonetzen. Und so wundere ich mich: Wenn die Verhütung von Infektionskrankheiten so wichtig ist, warum passiert das dann nicht? Weil die Malaria vor allem in armen Ländern grassiert und uns die Menschen dort weniger wert sind?

Für wen ist das Coronavirus gefährlich?

Das Coronavirus scheint vor allem für Menschen gefährlich zu sein, die darüber hinaus auch an anderen schweren Krankheiten leiden, z.B. an Herzkrankheiten, Diabetes 2 oder Krebs. Krankheiten, auf deren Konto in normalen Zeiten mehr als zwei Drittel aller Todesfälle gehen. Und von denen sehr viele vermeidbar wären. Man könnte es also durchaus umdrehen und sagen, die eigentliche Gefahr ist gar nicht das Coronavirus, sondern die chronischen Krankheiten, die das Immunsystem dermaßen schwächen, dass so ein Virus einen schweren bis tödlichen Verlauf nehmen kann. Und da wundere ich mich, warum bei diesen Krankheiten, die nicht nur für ein paar Wochen oder Monate, sondern über Jahre und Jahrzehnte über eine so große Zahl von Menschen sehr viel Leid und außerdem das Gesundheitssystem an die Grenze der Finanzierung bringen, bei weitem nicht so rigorose Maßnahmen zur Prävention gesetzt werden wie beim Coronavirus.

Ein Gesundheitsplan gegen chronische Erkrankungen

Wenn Österreich und die ganze Welt beim Coronavirus den absoluten Notstand ausrufen kann, warum kann man dann nicht einen wirksamen Gesundheitsplan erstellen, um chronische Erkrankungen einzudämmen? Ein wirksamer Gesundheitsplan, der mit entsprechenden Maßnahmen durchgesetzt wird, könnte verhindern, dass so viele Menschen chronisch krank und pflegebedürftig werden. Denn dass die meisten Menschen im Alter krank sind, und das oft über viele Jahre, ist kein Naturgesetz, sondern Ergebnis unserer Lebensweise. Wir könnten genauso gut gesund alt werden und mit 100 an Altersschwäche sterben, ohne vorher krank zu sein.

Ein wirksamer Gesundheitsplan könnte z.B. beinhalten:

Gesundheitsvorsorge fängt schon früh an

Natürliche Geburten und Stillen wird gefördert durch den Ausbau eines Netzwerks von gut ausgebildeten Hebammen, die in erster Linie die Frauen betreuen und die Geburt leiten und den Arzt nur zuziehen, wenn es nötig ist – was außer bei Früh- und Risikogeburten die Ausnahme sein sollte. Keine Wunschkaiserschnitte mehr. Stattdessen entsprechende Betreuung und Aufklärung der werdenden Mütter und Förderung ihres Vertrauens in ihren eigenen Körper.

Die Kaiserschnittraten sind in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen. Zum Nachteil von Mutter und Kind. Nicht nur, dass beide um das Geburtserlebnis gebracht werden und der Bindungsaufbau dadurch erschwert wird. Forschungen der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass die Mutter dem Kind bei einer vaginalen Geburt einen Teil ihres Mikrobioms mitgibt und so einen wichtigen Grundstein für sein Immunsystem legt. Dasselbe passiert durch das Stillen. Fehlen diese Startbedingungen und werden sie auch nicht ausgeglichen, sind häufig Allergien und alle möglichen Krankheiten die Folge.

Wenn es Kaiserschnittraten von 20 – 30 % gibt, obwohl nur ca. 3 % medizinisch notwendig sind, dann ist das ein Armutszeugnis für das Gesundheitssystem.

Künstliche Säuglingsnahrung wird aus den Supermärkten verbannt und ausschließlich über die Elternberatungen abgeben, wobei zuvor eine qualifizierte Stillberatung verpflichtend ist.

Gesunder Ernährung Priorität geben

Die österreichische Landwirtschaft wird auf 100 % Bioanteil umgestellt durch entsprechende Schulungen, Anreize und Förderungen für die Bauern.

EU-Förderungen werden nur noch für die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln in hoher Qualität vergeben anstatt für billige Massenware, die die Gesundheit schädigt, die Tiere quält, die Böden auslaugt, die Gewässer vergiftet, das Klima anheizt, viele Ressourcen verbraucht und Überschüsse produziert, die dann zu Dumpingpreisen in Afrika verkauft werden, was dort die Landwirtschaft kaputt macht und zur Landflucht führt. Mit allen damit verbunden Problemen.

Gesundheitsschädliche Nahrungs- und Genussmittel wie Industriezucker, denaturiertes Mehl und Produkte daraus, Alkohol, Zigaretten, Transfette, problematische Zusatzstoffe, Wurstwaren und tierische Produkte aus Massentierhaltung werden verboten oder massiv eingeschränkt.

Kindergärten, Schulen, Horte und Schulbuffets, Heime, Kantinen und Gaststätten werden verpflichtet, ihre Speisepläne an den Empfehlungen von Ernährungswissenschaftlern auszurichten, entsprechend der Ernährungspyramide. Frische, vollwertige und biologische Lebensmittel sind dabei Standard.

Mehr zum Thema Ernährung bei Krebs

Die Vergiftung einbremsen

Sämtliche vermeidbaren Giftstoffe in Nahrung, Böden, Kosmetika, Kleidung, Baustoffen usw. werden verboten. Innovative Forschung bezüglich Alternativen wird entsprechend gefördert.

Die Luftqualität wird verbessert durch massive Förderung des öffentlichen Verkehrs, den Umstieg auf Elektrofahrzeuge und den Ausbau von Radwegen und Fußgängerzonen. In die dafür notwendige Infrastruktur wird entsprechend investiert. Der Individualverkehr wird aus der Stadt verbannt, dafür entstehen mehr Grünflächen und Begegnungszonen.

Notwendige Veränderungen im Gesundheitssystem

Gesundheitsvorsorge passiert nicht durch Früherkennungsprogramme, die dann oft nicht notwendige schädigende Behandlungen nach sich ziehen, sondern durch Beratung zur Reduktion von individuellen Risiken und Anleitung zu Entgiftungsmaßnahmen. Weiters wird dem psychosozialen Bereich dabei große Bedeutung geschenkt. Dies setzt voraus, dass verschiedene Berufsgruppen gleichberechtigt zusammenarbeiten und diese Arbeit auch von den Krankenkassen bezahlt wird.

Pharmainteressen werden aus der Aus- und Weiterbildung von Ärzten verbannt. Die Gesundheitsvorsorge und natürliche Behandlungsmethoden, die die Krankheitsursachen behandeln und die Regulationssysteme des Organismus wiederherstellen haben in Ausbildung und Praxis – außer in der Akut- und Unfallmedizin – Vorrang gegenüber einer reinen Symptombehandlung durch pharmakologische Arzneien und Operationen. Das Krankenkassensystem wird entsprechend angepasst.

Menschen, die bisher in Industrien gearbeitet haben, die gesundheits- oder umweltschädliche Produkte erzeugt haben, werden umgeschult auf eine der zahlreichen neuen Tätigkeitsfelder, die sich aus den oben genannten Punkten ergeben.

Warum kein Notstand beim Klimaschutz?

Rigorose Maßnahmen werden auch in Sachen Klimaschutz seit Jahrzehnten von Wissenschaftlern gefordert und in den letzten Jahren auch von der Jugend, die um ihre Zukunft bangt. Ich wundere mich, warum diese nicht möglich sein sollen, wenn wegen eines Virus, das, selbst wenn man vom „worst case“ ausgeht, viel weniger Schaden anrichtet als der Klimawandel, die ganze Welt innerhalb weniger Wochen auf Notstandsmodus fahren kann. Denn um uns und unsere Nachfahren vor den dramatischen Folgen des Klimawandels zu schützen, sind drastische Maßnahmen tatsächlich notwendig. Bisher begnügt sich die Politik aber nach wie vor mit vagen Zielen für die fernere Zukunft, anstatt sofort und rasch zu handeln. Und das, obwohl ein Großteil der Bevölkerung längst bereit ist, das mitzutragen und auch viele Betriebe und Gemeinden im Kleinen bereits wichtige Schritte setzen.

Wobei ja ironischerweise das, was jetzt wegen des Coronavirus passiert – Streichung von Flügen, weniger Autoverkehr, weniger Ressourcenverbrauch –  auch für das Klima und Mutter Erde eine kleine Erholungspause bedeutet.

Vielleicht können die Politiker, die Unternehmen und wir alle das Coronavirus-Krisenmanagement ja als Übung betrachten, um gemeinsam in Bereichen mit wesentlich größerer Tragweite längst überfällige Schritte zu setzen, um die Erde für uns alle und auch für zukünftige Generationen zu einem Platz zu machen, in der wir gesund und in intakter Umwelt alt werden können.

Weiterer Blog zu diesem Thema:

Corona und Krebs – ein Vergleich

About Silvia Schulz-Pannocha

2 thoughts on “Das Coronavirus und worüber ich mich wundere

  1. Welch wahre Worte. Du sprichst mir damit aus der Seele. Ich wünsche es der Erde, dass wir Menschen endlich wieder lernen hinzuhören und zu spüren.
    Mit Deinen Worten ist ein Anfang gemacht. Halten wir zusammen und tragen die Botschaften in die Welt hinaus. Danke dafür

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert