Operation bei Brustkrebs ist die First-Line-Therapie
Aus schulmedizinischer Sicht ist bei Brustkrebs die Operation die First-Line-Therapie. Und die meisten betroffenen Frauen lassen sich auch operieren, ohne die Sinnhaftigkeit dieser Therapie in Frage zu stellen. Gegen Chemotherapie wehren sich relativ viele Frauen, denn dessen schlimme Nebenwirkungen sind bekannt. Manche möchten auch keine Bestrahlung oder Hormontherapie. Aber kaum eine Frau lehnt eine Operation ab. Auf den ersten Blick erscheint es nur logisch, einen unerwünschten, weil „bösartigen“ Tumor einfach wegzuschneiden. Wenn das gelingt, scheint damit die Sache erledigt zu sein, vor allem, wenn sich die Krebserkrankung noch in einem frühen Stadium befindet und noch keine Metastasen aufgetreten sind.
Diese Logik der Operation beruht auf der Vorstellung, dass Tumor mit Krebs gleichzusetzen ist, dass also mit dem Herausoperieren des Tumors auch der Krebs weg ist. Und in vielen Fällen ist es ja tatsächlich so, dass operierte Frauen danach noch viele Jahre leben, die Operation (meistens kombiniert mit weiteren Behandlungen) sie also geheilt hat. So scheint es . Und selbst wenn ein neuer Tumor nachwächst, hat man zumindest Zeit gewonnen. Das ist der nahe liegende Gedankengang.
Gibt es Studien, die eine Lebensverlängerung durch Operation bei Brustkrebs belegen?
Aber gibt es dafür auch wirklich Evidenz? Gibt es Studien, die beweisen, dass Frauen, die sich operieren lassen, länger leben und/oder eine bessere Lebensqualität haben als Frauen, die das nicht tun? Oder wurden solche Studien nie gemacht, weil die oben beschriebene Logik so einleuchtend erscheint, dass gar niemand auf die Idee kommt, es könnte anders sein?
Ich habe Studien dazu gesucht, konnte aber keine finden, mit einer Ausnahme: Zum DCIS (duktales Carcinom in situ, eine Vorstufe von Brustkrebs) gibt es eine Studie. Diese ergab, dass eine Operation im Vergleich zu weiterer Beobachtung (watchful waiting) in Bezug auf die Überlebenszeit der Frauen keinen Unterschied macht. Diese Studie wurde 2015 veröffentlicht, ein Jahr, bevor ich mit DCIS operiert wurde. So wundert es mich, warum mir über diese Studie nichts gesagt, sondern die Operation alternativlos vorgeschlagen wurde. Lesen die Ärzte, die die Leitlinien herausgeben, keine Studien?
Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum ich die Frage, ob es eine Evidenz für die Lebensverlängerung einer Operation bei Brustkrebs gibt, überhaupt aufwerfe.
Die überraschenden Erfahrungen von Dr. Pekar mit Operation bei Brustkrebs
Am meisten zu denken geben mir die Erfahrungen von Dr. Rudolf Pekar. Dr. Pekar (1912 – 2004), der spätere Erfinder der Galvanotherapie, war Landarzt in Bad Ischl. Wenn bei einer seiner Patientinnen Brustkrebs diagnostiziert wurde, schickte er sie nach Wien oder Salzburg zur Operation. Manche Patientinnen folgten diesem Rat, manche entschieden sich dagegen.
Nun nahm er an, dass jene Frauen, die sich nicht operieren ließen, bald sterben würden. Das taten sie aber nicht. Als er schließlich einmal die beiden Gruppen miteinander verglich, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass von den Frauen, die sich nicht operieren ließen, noch mehr am Leben waren als von denen, die sich operieren ließen. Nun ist das natürlich keine wissenschaftliche Studie. Denn viele Faktoren bleiben dabei unberücksichtigt. Aber es gibt zumindest zu denken und wirft die Frage auf, wie es zu so einem unerwarteten Ergebnis kommen kann. Deshalb finde ich es wichtig, genauer zu überprüfen, ob eine Operation bei Brustkrebs wirklich einen Nutzen bringt.
Nach Operation mehr Metastasen
Vor einigen Wochen kam mir eine vorklinische Studie unter, bei der man feststellte, dass Mäuse, die operiert wurden, häufiger Metastasen bildeten als Mäuse ohne Operation. Auch dieses Ergebnis überrascht auf den ersten Blick. Die Studienautoren erklärten es sich damit, dass der Körper durch eine OP erhöhtem Stress ausgesetzt ist. Wenn man weiß, dass Stress ein wesentlicher Faktor bei der Krebsentstehung ist, erscheint das Ergebnis logisch. Das gewaltsame Entfernen eines Tumors könnte also beim Körper das Signal auslösen, sich mit der schnelleren Bildung neuer Tumore zur Wehr zu setzen.
Diese vorklinische Studie lässt sich nun sicherlich nicht 1:1 auf den Menschen übertragen, gibt aber doch zu denken, ob die Logik des aggressiven Bekämpfens von Tumoren erfolgreich ist. Gerade bei Brustkrebs ist es ziemlich unwahrscheinlich, am Primärtumor zu sterben. Beispiele der wenigen Frauen, die sich nicht operieren ließen, zeigen, dass frau auch ohne Operation mit einem lokalisierten Brustkrebs ziemlich lange leben kann. Wirklich gefährlich ist nicht der Primärtumor, sondern die Metastasen. Nichtstun und den Tumor weiterwachsen lassen, ist aber natürlich nicht meine Empfehlung.
Tumore können sich zurückbilden …
Da stellt sich zunächst die Frage, ob es denn ein Naturgesetz ist, dass ein Tumor immer weiterwächst. Dazu finde ich eine Studie aus Norwegen interessant, bei der 100.000 Frauen 15 Jahre lang jährlich einer Mammografie unterzogen wurden und eine gleich große Gruppe gleichaltriger Frauen nur am Beginn und am Ende dieser 15 Jahre. Das überraschende Ergebnis: Bei der Gruppe, die nicht regelmäßig untersucht wurde, traten um 22 % weniger Tumore auf. Man könnte das so interpretieren, dass die Untersuchung (Strahlen, angstvolle Erwartung) die Tumore erst hervorruft. Die Studienautoren interpretierten das Ergebnis hingegen so, dass viele Tumore, die durch die Mammografie entdeckt werden, von selbst wieder verschwinden würden. Das heißt also:
Tumore können von selbst wieder verschwinden, ohne jede Behandlung.
Und viele Frauen werden unnötigerweise einer Operation und oft noch weiteren belastenden Behandlungen unterzogen.
… wenn Stressfaktoren wegfallen
Doch wie können Tumore von selbst verschwinden? Das wird verständlich, wenn man sich bewusst ist, dass es immer Gründe und Ursachen für die Entstehung eines Tumors gibt. Wenn diese Ursachen wegfallen oder beseitigt werden, kann sich auch der Tumor wieder zurückbilden. Wenn Stressfaktoren, z.B. durch Eheprobleme, Sorgen um nahe Angehörige, Trennungskonflikte, Belastungen durch Pflegefälle in der Familie oder berufliche Probleme der Auslöser für den Tumor waren und sich die Lebenssituation ändert, kann es sein, dass der Tumor auch wieder verschwindet. Sogar dann, wenn die betroffene Frau von ihrem Tumor gar nichts weiß. (Vielleicht sogar noch eher, weil dann der Stress durch die Diagnose wegfällt.)
Abgesehen von dem grundsätzlichen Zweifel, ob eine Operation bei Brustkrebs überhaupt lebensverlängernde Wirkung hat, gibt es, wenn sich eine Frau dafür entscheidet, eine ganzheitliche biologische Therapie zu machen, noch einen weiteren Grund, der dafürspricht, nicht vorher zu operieren:
Der Tumor als Indikator für die Wirksamkeit einer ganzheitlichen Therapie
Der Tumor ist ein Indikator, an dem man erkennen kann, ob die gewählte Therapie greift. Wenn der Tumor schon vor der Therapie wegoperiert wird, ist es ja schwierig festzustellen, ob die Therapie erfolgreich ist und wie lange sie weitergeführt werden soll. Man würde erst beim Auftreten neuer Tumore feststellen, dass sie nicht erfolgreich war. Aber man hat keinen positiven Indikator, wenn sie hilft. Dadurch ist es auch schwerer, die Motivation aufzubringen, eine Therapie, die mühsam und teuer ist, längere Zeit durchzuhalten. Es fehlt das motivierende Erfolgserlebnis.
Ist der Tumor hingegen noch da und kommt er nach einigen Monaten zum Stillstand oder bildet sich gar zurück, dann weiß frau, dass sie auf dem richtigen Weg ist.
Zumindest für mich wäre das ein sehr wichtiger Grund, aber das muss nicht für jede Frau so sein. Und gerade deshalb wäre es wichtig zu wissen, ob es eine wissenschaftliche Evidenz für die lebensverlängernde Wirkung einer Operation gibt oder nicht. Ich behaupte nicht, dass es sie nicht gibt. Ich konnte nur nichts darüber in Erfahrung bringen und die geschilderten Studien und Erfahrungen lassen in mir Zweifel aufkommen. Falls Sie Studien kennen oder selbst einen größeren Erfahrungsschatz mit operierten und nicht operierten Frauen haben, lassen Sie es mich bitte wissen.